Da eine professionelle Orchesterlandschaft im Bereich der Zupfmusik nicht existiert, ist es Aufgabe und Anspruch der Landesorchester, auch Funktionen des Musiklebens mit zu übernehmen, die gewöhnlich von den großen Sinfonieorchestern der Rundfunkanstalten und anderen professionellen Ensembles wahrgenommen werden. Dazu gehört insbesondere die Aufführung, Förderung und Anregung zeitgenössischer Kompositionen. Gleichzeitig versteht sich das Orchester aber auch als Motor und Impulsgeber für die sehr reiche heimische Zupfmusikkultur, wie sie in den vielen saarländischen Vereinsorchestern gepflegt wird.
Das Selbstverständnis des Orchesters als Mittler an der Schnittstelle zwischen dörflicher Laienkultur auf der einen und dem professionellen, institutionalisierten Kulturleben auf der anderen Seite, dokumentiert sich in den wesentlichen Zielen der Orchesterarbeit:
1. Förderung des musikalischen Nachwuchses
Das Orchester begreift sich als Teil des größeren Zusammenhangs einer über Jahrzehnte erfolgreich praktizierten Nachwuchsförderung des Verbandes und seiner Mitgliedsvereine, die angefangen von der Instrumentalausbildung und ersten Ensembleerfahrungen im Heimatverein über die Lehrgangsarbeit des BZVS zu den beiden Verbandsjugendorchestern führt und – bei Erreichen des erforderlichen Leistungsstandes – schließlich auch die Mitwirkung im Saarländischen Zupforchester einschließt.
Eine sichere technische Beherrschung des Instrumentes ist ebenso wie ein ausgeprägtes musikalisches Ausdrucksvermögen Grundbedingung für eine Mitgliedschaft im SZO. Die Schaffung einer anregenden Arbeitsatmosphäre und ein der weiteren musikalischen Entwicklung der Spieler förderliches Umfeld sind wichtige Grundlagen für den Erfolg des Orchesters. Der Kontakt zu gleichgesinnten Musikern, das Anstreben eines hohen Qualitätsstandards in der musikalischen Arbeit, die Zusammenarbeit mit namhaften Dozenten und Solisten und nicht zuletzt auch die Erarbeitung zeitgenössischer Orchesterliteratur bieten die Möglichkeit, die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und den musikalischen Horizont zu erweitern.
2. Multiplikatorfunktion für die Vereine
Es ist ausdrückliches Ziel des Orchesters und der Verbandsführung, dass die Ensemblemitglieder nicht nur in ihren Heimatvereinen aktiv bleiben, sondern dort auch engagiert Führungsrollen und Verantwortung übernehmen und so die im SZO gewonnenen musikalischen Fertigkeiten, Erfahrungen und Literaturkenntnisse in die Vereine weitertragen. Sehr viele derzeitige Dirigenten der saarländischen Vereinsorchester sind ehemalige oder aktuelle Spieler des SZO.
3. Förderung der Entwicklung der Zupfmusik
Das Orchester genießt eine hohe Reputation als Interpret neuer Musik und konnte sich auf zahlreichen internationalen Festivals als Botschafter zeitgenössischer Zupfmusik empfehlen. Seit Gründung des Orchesters gehören Aufführung und Förderung neuer Musik für Zupfinstrumente zu den Hauptanliegen der Ensemblearbeit. Alle bisherigen Dirigenten des Orchesters waren auch als Komponisten tätig und haben zahlreiche Original-Werke für Zupforchester geschaffen. Darüber hinaus konnten auch viele namhafte Komponisten wie z.B. Heinrich Konietzny und Kurt Schwaen in speziellen Projektphasen ihre Werke mit dem Orchester erarbeiten und (ur-) aufführen.
4. Repräsentation
Die engagierte Arbeit und Ausstrahlung des Orchesters in den vergangenen Jahrzehnten haben ganz entscheidend dazu beigetragen, Berührungsängste und tief verwurzelte Vorurteile gegenüber der Zupfmusik im Bereich des professionellen Musik- und Kulturbetriebes abzubauen. Insbesondere die intensive Zusammenarbeit mit dem Saarländischen Rundfunk, der Hochschule für Musik Saar und anderen Institutionen des Musiklebens hatte wesentlichen Einfluss darauf, der Zupfmusik auch in der etablierten Musikwelt und bei den politischen Entscheidungsträgern zur Anerkennung zu verhelfen. Auch in der Zukunft bleiben die repräsentativen Funktionen des SZO und die Kontaktpflege zum professionellen Musikleben wichtige Aufgaben des Ensembles.
Das Orchester ist durch seine Konzerttätigkeit, seine CD-Einspielungen und die Fülle der Rundfunkaufnahmen repräsentatives Aushängeschild des BZVS. Darüber hinaus will das SZO aber auch allen Akteuren in der Zupfmusikszene die sehr vielfältigen Stilrichtungen und klanglichen Möglichkeiten der Zupfmusik, die oftmals von diesen selbst unterschätzt werden, verstärkt ins Bewusstsein bringen und so mittelbar auf eine anspruchsvolle und differenzierte Spielkultur auch in anderen Orchestern hinwirken.
Das Orchester präsentiert aber auch ein Repertoire, das Vereinsorchester wegen des Schwierigkeitsgrades, des Aufwandes oder der Kosten nicht realisieren können. Hier wird Zupfmusik auf höchstem Niveau durch richtungsweisende Literaturauswahl und überzeugende authentische Interpretation dargeboten, vielfach auch mit eigenen hervorragenden Solisten oder mit international agierenden Künstlern.